Emotionales Essen - Teil 1: Was ist Emotionales Essen und welche Emotionen lösen Essbedürfnisse aus?

Emotionales Essen

Emotionales Essen

Was ist Emotionales Essen?

Die meisten Menschen heute haben schon eine sehr gute und richtige Vorstellung von gesunder Ernährung, unter anderem durch Tracking-Tools, Apps, Internet (etc.), jedoch hapert es zu allermeist an der Umsetzung der Ernährungsvorhaben im Alltag.

Neben der Frage : Welche Lebensmittel / Zubereitungsarten sind gut für mich, stellen sich auch Fragen wie : Warum esse ich/ Welche Trigger gibt es für mein Essverhalten?

Vielen Kunden fällt ihre Gewichtsreduktion nicht aufgrund des fehlenden Wissens über Lebensmittel und deren Mengen schwer, sondern weil es unüberwindbar scheint, etablierte Gewohnheiten in ihrem Essverhalten zu verändern.

Wir leben nicht in einer Welt des NICHT-WISSENS sondern viel mehr in einer Welt des NICHT-UMSETZENS“

Stress ist ein steter Begleiter unserer Gesellschaft in den heutigen Tagen.

Ob es nun der Zeitdruck in der Arbeit, die Reizüberflutung der neuen Medien, das managen von Familie und Beruf oder das starke Leistungsstreben in Job und Freizeit ist- all das löst immer wieder negative Emotionen wie Überforderung, „nicht-genug-Sein“ oder Versagensängste in uns Menschen aus.

Emotionales Essen am Arbeitsplatz

Emotionales Essen am Arbeitsplatz

Nicht selten behelfen sich betroffene Personen mit einem weit verbreiteten Kompensationsmechanismus- dem Emotionalen Essen.

Das emotionale Essverhalten dient dazu negative Emotionen zu reduzieren. Dabei werden, meist unabhängig von Hungergefühlen, vorzugsweise hochkalorische, Zucker- und Fetthaltige Nahrungsmittel konsumiert. Wohlschmeckende Nahrung ruft angenehme sensorische Empfindungen hervor, und verbessert den emotionalen Zustand. Jedoch nicht nur die Art der Lebensmittel, sondern auch das Ausmaß des Essverhaltens wird im Emotionalen Essverhalten verändert. Emotionale Esser snacken häufiger infolge von negativen Gefühlen, was bis zu unkontrollierbaren Essattacken und einem vollkommenen Kontrollverlust über die Nahrungsaufnahme (Binge- Eating) führen kann.

Menschen mit starkem emotionalem Essverhalten müssen nicht zwangsweise übergewichtig, oder fettleibig sein, denn auch normal oder untergewichtige Personen leiden des Öfteren an emotionsgetriggertem Essverhalten.

Die Folgen sind häufig belastend, denn emotionales Essen lindert nur kurzfristig negative Gefühle wie Stress und Überforderung. Beginnen Betroffene ihr Essverhalten zu hinterfragen und zu regulieren, stellen sich nicht selten Gefühle des Versagens, nicht Durchhaltens, Unzulänglichkeit, oder „nicht-stark- genug- seins“ ein, welche in weiteren emotionalen Essattacken münden.

Auslöser für Emotionales Essen

Die Stressoren für Emotionales Essen sind vielfältig. Kritische Lebensereignisse (Trennung,Verlust, Trauer), aber auch kleinere, alltägliche Stressoren wie Deadlines, Kritik in der Arbeit oder Streit mit dem Partner triggern Emotionales Essen.

In Studien (Cleary & Crafti, 2007; Timmerman & Acton, 2001) stellten Forscher eine Verbindung von emotionalem Essverhalten und unseren Grundbedürfnissen fest.

Grundbedürfnisse nach Maslow

Grundbedürfnisse nach Maslow

Zuerst müssen unsere physiologischen Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst, Schlaf usw. gedeckt werden, bevor wir unser Bedürfnis an Sicherheit und Zugehörigkeit befriedigen. Danach strebt der Mensch nach Liebe und Zuwendung, gefolgt von dem Bedürfnis der Selbstachtung und Selbstverwirklichung.

Sehen wir Menschen die Deckung unsere Grundbedürfnisse in Gefahr, reagieren wir häufig mit emotionalem Essen.

Studienergebnisse stellten heraus: Personen, welche über weniger Ressourcen verfügten sich selbst zu verwirklichen und Ihre Selbstachtung zu erlangen, aßen bei emotionaler Erregung viel mehr und deutlich exzessiver. Insbesondere negative Emotionen  wie Einsamkeit, Müdigkeit, Ärger, (…) und eine unzureichende Erfüllung an höheren Grundbedürfnissen, wie Selbstachtung und Selbstverwirklichung stellen stake Auslöser dar. Essen ist in diesem Fall eine Art kurzfristige Bewältigungsstrategie. Diese Zusammenhänge und deren Erkenntnis sind ein Schlüsselpunkt im Ansatz der Beratung bei emotionalem Essen.

Welche Entstehungsmechanismen emotionales Essen erklären, und welche Persönlichkeitsmerkmale gehäuft auftreten, erläutere ich nächste Woche in Teil II.

Quellenverzeichnis:

https://de.vecteezy.com/vektorkunst/91591-maslows-pyramide

https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/13879/file/dissertation_herber_kristina.pdf